Von der Schwierigkeit des Aufstiegs

Es ist das besondere Naturerlebnis, das heute einige wenige Wintersportler antreibt, die bequemen Lifte zu ignorieren und den Berg mit Fell-bezogen Skiern zu erklimmen. Erst nach stundenlangem schweißtreibendem Aufstieg entlohnt die Abfahrt die Mühen. Die meisten Alpinfahrer freuen sich jedoch über den Komfort, mit dem Lift ganz gemütlich in die Höhe gebracht zu werden. Mittlerweile sind 8er-Gondeln mit Schutzhaube und beheizter Sitzfläche keine Seltenheit mehr. Doch ist es erst ein gutes Jahrhundert her, dass die Skilifte noch in den Kinderskischuhen gesteckt haben.

Der Erfinder und Erbauer des ersten Skiliftes der Welt hieß Robert Winterhalder. Er war zum Ende des 19. Jahrhunderts gleichzeitig Bauer und Gastwirt und betrieb im Südschwarzwald den Schneckenhof. Hier wurden zunächst hauptsächlich Waldarbeiter und Fuhrleute bedient, die Langholz transportierten. Sein Getreide mahlte er in einer Mühle, die durch Wasserkraft vom naheliegenden Bach betrieben wurde.

Winter-Urlaub immer beliebter

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen immer mehr Urlauber in den Schwarzwald, so dass nicht nur der Schneckenhof ausgebaut wurde. Viele wollten die schneebedeckten Berge auch damals schon zum Schlittenfahren nutzen, aber der Aufstieg war nicht nur schweißtreibend. Besonders für Asthmatiker, die zur Erholung in die Berge kamen, suchte der findige Gastwirt nach einer bequemeren Lösung, auch um sein eigenes Geschäft zu verbessern. Robert Winterhalder baute Holzstützen an den Hang, zwischen die er ein Endlosseil spannte. Dieses wurde mit Hilfe der Wasserkraft eines Mühlrades angetrieben. Die ersten Ski- und Schlittenfahrer zu der Zeit konnten sich hier am Seil festhalten und auf einer Länge von 280 Metern einen Höhenunterschied von immerhin 32 Metern überwinden. Dieser erste Skilift wurde am 14. Februar 1908 in Betrieb genommen. Robert Winterhalder ließ sich seine erfolgreiche Erfindung im Jahr 1909 und 1911 für Deutschland, Frankreich, Österreich, Norwegen, Schweden und die Schweiz patentieren. 

Lifte in Kriegszeiten stillgelegt

Zur internationalen Wintersportausstellung in Triberg im Jahr 1910 baute Winterhalder den ersten mit Eisenträgern versehenen Skilift, der mit einem 11-kW-Elektromotor angetrieben wurde. Mit dieser neuen Technik konnten bereits 85 Höhenmeter auf einer Länge von 550 Metern überwunden werden, und 32 Personen konnten gleichzeitig zu ihrem Skivergnügen transportiert werden. Beide von Winterhalder gebauten Lifte wurden jedoch Opfer des ersten Weltkrieges, da das Material für Rüstungszwecke benötigt wurde. 

Weitere Nutzung des Prinzips bis heute

Erst nach den Lebzeiten Winterhalders wurde die Liftentwicklung auf der Basis seines Prinzips auch von namhaften Liftproduzenten weiter verfolgt und bis heute umgesetzt. Der erste modernere Schlepplift mit selbst einziehendem Bügel wurde im Jahr 1934 in Davos gebaut. Sein Erfinder, der Schweizer Ingenieur Ernst Constam ließ den Lift von der Firma Adolf Bleichert & Co. bauen. Das System wurde durch den Davoser Skilehrer Jack Ettinger verbessert. Er ließ von seinem Vater einen Prototypen aus Holz herstellen, bei dem die Einzelbügel durch T-förmige Doppelbügel ersetzt wurden. Und bereits für die zweite Wintersaison wurde dieses System in Constams Lift zu einem „Sie-und-Er-Lift“ umgebaut. In den beiden Folgejahren ließ er insgesamt
20 solcher Liftanlagen in den Alpen realisieren.

Höherer Komfort durch Sesselbahnen

Erst einige Jahre später wurden die ersten Sessellifte entwickelt. Der erste Lift dieser komfortableren Art wurde im Jahr 1944 erstmalig genutzt. An die bestehenden Bügellifte wurden einsitzige Sessel an die Seile gehängt, und der Sessellift war geboren. Er wurde im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt, um dem immer höheren Anspruch an Schnelligkeit und
größerer Personenkapazität beim Aufstieg gerecht zu werden.

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